Zwischen Fantasie und Realität: Das Africa Book Festival 2025 bringt afrofuturistische Literatur nach Berlin

Zwischen Fantasie und Realität: Das Africa Book Festival 2025 bringt afrofuturistische Literatur nach Berlin

Berlin – Vom 18. bis 20. Juli 2025 wird die Alte Münze in Berlin-Mitte erneut zum Treffpunkt literarischer Stimmen aus dem afrikanischen Kontinent und der Diaspora. Das Africa Book Festival 2025 lädt unter dem Motto „In Other Wor(l)ds“ zu einem dreitägigen Kultur- und Literaturereignis ein, das sich auf spekulative Fiktion, Afrofuturismus und queere Perspektiven konzentriert. Leser:innen erwartet ein vielseitiges Programm aus Lesungen, Diskussionen, Performances und Begegnungen – getragen von internationalen Autor:innen und engagierten Communitys.

Ein Festival für neue Stimmen und Visionen

Das Africa Book Festival (ABF), initiiert vom gemeinnützigen Verein InterKontinental e.V., findet seit 2018 jährlich in Berlin statt. Die Veranstaltung hat sich zu einer der wichtigsten Plattformen für afrikanische und afro-diasporische Literatur in Europa entwickelt. Das Festival verfolgt das Ziel, marginalisierte Perspektiven sichtbar zu machen, Literatur als Brücke zwischen Kulturen zu nutzen und Autor:innen eine Bühne zu geben, die im deutschsprachigen Raum oft unterrepräsentiert sind.

Die Ausgabe 2025 steht unter dem Motto „In Other Wor(l)ds“ – ein programmatischer Titel, der auf das Thema spekulative Literatur verweist. Im Zentrum stehen Genres wie Afrofuturismus, Fantasy, Mythologie und Horror, die mit kolonialen Narrative brechen und neue Räume für Erinnerung, Identität und Zukunftsentwürfe eröffnen.

Kuratiert von Ivana Akotowaa Ofori

Die diesjährige Kuratorin ist die ghanaische Autorin, Spoken-Word-Künstlerin und Essayistin Ivana Akotowaa Ofori. Mit ihrer intensiven Auseinandersetzung mit narrativer Macht, Sprache und Symbolik verkörpert sie die kreative Ausrichtung des Festivals. Ofori selbst ist für ihre spekulativen Texte und Gedichte bekannt, ihre Werke wurden bereits in renommierten Anthologien veröffentlicht. Sie bringt mit „In Other Wor(l)ds“ eine deutliche programmatische Linie ins Festival: Geschichten sollen neue Realitäten entwerfen – sprachlich, politisch und ästhetisch.

Überblick: Was erwartet die Besucher:innen?

Drei Tage Literatur, Dialog und Kulturvielfalt – das Festival 2025 bietet ein breit gefächertes Programm mit mehr als 30 internationalen Gästen. Neben klassischen Lesungen und Autor:innengesprächen stehen auch performative Formate, Workshops und Panels auf dem Programm.

Highlights des Programms

  • Eröffnung am Freitag: Szenische Lesung aus Ivana Akotowaa Oforis Novelle „The Year of Return“ – begleitet von Live-Musik und Ensemble-Performance.
  • Samstagabend: Poetry Night mit Spoken-Word-Darbietungen von Ofori, Nii Ayikwei Parkes und D.I. Jolly.
  • Book Speed Dating: Ein interaktives Format, bei dem Besucher:innen im direkten Austausch mit Autor:innen über deren Werke ins Gespräch kommen.
  • Book Club Special: 16 afrikanische Buchclubs treffen auf Berliner Lesegruppen – ein literarischer Dialog über Kontinente hinweg.

Begleitet wird das Literaturprogramm von einem Open-Air-Markt, auf dem afrikanische Verlage, Buchhandlungen, Kunsthandwerker:innen, Modedesigner:innen und Köch:innen ihre Produkte und Speisen präsentieren. Musik, Theater und Comedy runden das Rahmenprogramm ab.

„Queer Edition“ – Sichtbarkeit für LGBTQI+-Autor:innen

Ein besonderer Fokus liegt 2025 auf queeren Stimmen. Mit der sogenannten „Queer Edition“ hebt das Africa Book Festival gezielt Autor:innen aus der LGBTQI+-Community hervor, die afrikanische oder afro-diasporische Identitäten literarisch verhandeln. Diese thematische Erweiterung bringt neue Narrative, Perspektiven und Körperlichkeiten in das Festival ein – und betont, wie vielfältig afro-diasporische Literatur heute ist.

„Unsere Geschichten brechen die Begrenzungen kolonialer Sprachen und öffnen Räume, in denen wir selbst die Erzählenden sind.“ – Ivana Akotowaa Ofori

Strukturelle Vielfalt durch das Advisory Board

Zur qualitativen Weiterentwicklung des Festivals wurde 2025 erstmals ein Advisory Board eingerichtet. Das fünfköpfige Gremium begleitet die Programmplanung und setzt sich aus internationalen Akteur:innen wie Edwige-Renée Dro, Kevin Mwachiro und Niq Mhlongo zusammen. Damit soll sichergestellt werden, dass Diversität nicht nur inhaltlich, sondern auch strukturell und organisatorisch gelebt wird.

Community, Ehrenamt und Engagement

Das Festival lebt von einer starken Community. Neben der inhaltlichen Vielfalt betont die Organisation ihre Offenheit für Beteiligung: Über einen öffentlichen Aufruf können sich freiwillige Helfer:innen bewerben. Besonders willkommen sind Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung sowie BIPoC – auch dies ein aktiver Beitrag zur gelebten Inklusion.

Freiwilligenprogramm auf einen Blick:

VoraussetzungenLeistungen
6 Stunden Einsatz pro Tag Freier Festivalpass
Engagement im Bereich Gästeservice, Technik, Bühne Verpflegung & Teamshirt
Offenheit & Interesse an Literatur Offizielle Referenz auf Wunsch

Die Buchclub-Initiative – Brücke zwischen Kontinenten

Ein besonderes Format stellt die Einladung von 16 Buchclubs aus afrikanischen Ländern dar. In Kooperation mit Berliner Leser:innen entsteht so ein Dialog auf Augenhöhe, der nicht nur literarischen Austausch ermöglicht, sondern auch kulturelle Perspektiven öffnet. Diese Buchclub-Edition ist einzigartig in Europa und macht die Verbindung zwischen Literatur und Community erlebbar.

Stimmen aus den sozialen Medien

Auf Instagram und anderen Plattformen wurde das Festival bereits Monate im Voraus mit Hashtags wie #abf2025 beworben. Die offizielle Seite zeigt Impressionen früherer Jahre, darunter Videos von Performances, Autor:innengesprächen und Marktständen. Diese direkte Kommunikation schafft Nähe und verdeutlicht den partizipativen Charakter des Events.

Ein Nutzer kommentiert unter einem Beitrag von Kuratorin Ofori: „Endlich ein Festival, das Afrofuturismus nicht nur inszeniert, sondern auch lebt.“ Andere feiern das Zusammenkommen unterschiedlichster Stimmen als „literarische Heilung“ oder als „sichtbare Utopie“.

Einfluss auf die deutsche Literaturlandschaft

Das Africa Book Festival hat in den vergangenen Jahren deutlich gemacht, wie stark afrikanische Literaturen die globale Diskussion um Erinnerung, Zukunft und Sprache mitgestalten. Dennoch bleiben viele Werke im deutschen Buchmarkt weiterhin unterrepräsentiert. Autor:innen wie Abdulrazak Gurnah wurden erst nach Auszeichnungen wie dem Nobelpreis umfassender übersetzt. Das Festival wirkt diesem Missverhältnis entgegen, indem es gezielt Sichtbarkeit, Austausch und Veröffentlichung fördert.

Der mit dem Festival verbundene Verlag InterKontinental veröffentlicht seit 2022 Übersetzungen internationaler Stimmen, die andernfalls schwer zugänglich wären. Das ist ein konkreter Beitrag zu einer diverseren Literaturlandschaft.

Fazit: Literatur als Portal in andere Wirklichkeiten

Mit dem Africa Book Festival 2025 zeigt Berlin, wie Literatur als kulturelle Kraft wirken kann. Die Edition „In Other Wor(l)ds“ stellt nicht nur spekulative Genres ins Rampenlicht, sondern macht auch deutlich, wie kraftvoll Geschichten in der Auseinandersetzung mit Identität, Sprache und Gesellschaft sein können. Ob Queer Edition, Buchclubs aus Afrika oder Spoken-Word-Performance – dieses Festival ist mehr als eine Kulturveranstaltung. Es ist eine Einladung, anders zu denken, anders zu fühlen und anders zu erzählen.

Wer im Juli 2025 in Berlin ist, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, in diese anderen Wortwelten einzutauchen.

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