Africa Meets Europe 2025

Africa Meets Europe 2025 in Berlin: Chancen, Dialog und kritische Stimmen zur Zukunft afrikanisch-europäischer Zusammenarbeit

Vom 3. bis 6. Juni 2025 findet in Berlin das Forum „Africa Meets Europe: A Forum for Young Leaders“ statt. Die Veranstaltung bringt junge Führungskräfte aus zahlreichen afrikanischen Ländern und Europa zusammen, um den Austausch, die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zu stärken. Für in Deutschland lebende Afrikaner mit Migrationshintergrund eröffnet das Forum nicht nur neue Möglichkeiten der Vernetzung, sondern auch Räume für politischen Dialog, wirtschaftliche Perspektiven und kulturelle Selbstvergewisserung.

Junge Führungspersönlichkeiten im Fokus

Das Forum richtet sich gezielt an junge Entscheidungsträger, Unternehmer, Aktivisten und Fachkräfte aus afrikanischen und europäischen Ländern. Besonders stark vertreten sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ghana, Nigeria, Kenia, Äthiopien, Südafrika, Kamerun, Ruanda, Burkina Faso, Simbabwe, Sierra Leone, Benin und der Demokratischen Republik Kongo. Ziel ist es, den Dialog nicht nur zwischen Kontinenten, sondern auch zwischen Generationen zu fördern.

Die Veranstaltung wird von der Vision getragen, die nächste Generation von Führungspersönlichkeiten auf globaler Ebene zu fördern und ihnen eine Plattform zu geben, um gemeinsam über drängende Fragen der Gegenwart und Zukunft zu diskutieren – von nachhaltiger Entwicklung über Innovation bis hin zu Gerechtigkeit und Migration.

Themenfelder mit besonderer Relevanz für die afrikanische Diaspora

Das Forum ist mehr als nur ein diplomatisches Treffen. Es ist ein Raum, in dem Themen verhandelt werden, die für viele Afrikanerinnen und Afrikaner in Deutschland zentrale Bedeutung haben. Die Agenda umfasst unter anderem:

  • Wirtschaftliche Zusammenarbeit: Förderung von Handelsbeziehungen, Start-ups und nachhaltigen Investitionen zwischen Europa und Afrika.
  • Bildung und Empowerment: Austauschprogramme, Fortbildungsangebote und Initiativen zur Stärkung junger Talente.
  • Kulturelle Selbstverortung: Förderung von kulturellem Verständnis und Aufarbeitung kolonialer Narrative.
  • Politische Partizipation: Beteiligung junger Menschen afrikanischer Herkunft an Entscheidungsprozessen in Europa und Afrika.

Historische Verantwortung und aktuelle Erwartungen

Viele afrikanische Teilnehmende betrachten die Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika vor dem Hintergrund der gemeinsamen, aber oftmals schmerzhaften Geschichte. Die Berlin-Konferenz von 1884/85, bei der europäische Mächte Afrika willkürlich aufteilten, ist ein historischer Wendepunkt, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind. Das AME-Forum 2025 steht auch sinnbildlich für einen Versuch, die Beziehungen zu entkolonialisieren und auf neue, faire Fundamente zu stellen.

Im Vorfeld der Veranstaltung forderten zahlreiche Vertreter der afrikanischen Diaspora konkrete Schritte zur Aufarbeitung kolonialer Ungerechtigkeiten. Dabei ging es nicht nur um symbolische Anerkennung, sondern auch um materielle Maßnahmen wie die Rückgabe von Kulturgütern, gerechtere Handelsbeziehungen und die aktive Einbindung afrikanischer Stimmen in politischen Prozessen.

„Ein echter Dialog kann nur entstehen, wenn Machtverhältnisse offen benannt und angegangen werden. Wir wollen nicht eingeladen werden – wir wollen mitgestalten.“

Statistik: Junge afrikanische Diaspora in Deutschland

Die Bedeutung des Forums wird auch durch demografische Entwicklungen unterstrichen. Die afrikanische Diaspora in Deutschland wächst stetig und wird zunehmend jünger. Viele ihrer Mitglieder sind gut ausgebildet, gesellschaftlich engagiert und in der Wirtschaft aktiv.

KriteriumSchätzung 2025
Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland (mit Migrationshintergrund) über 1.000.000
Altersgruppe 18–35 Jahre ca. 55 %
Mit Hochschulabschluss über 30 %
In Führungspositionen oder Start-ups aktiv steigend

Diese Zahlen verdeutlichen das Potenzial, das in der jungen afrikanischen Diaspora steckt – und machen deutlich, wie wichtig eine solche Plattform für den Austausch und die Förderung ist.

Kontroverse Stimmen und kritische Reflexionen

Trotz der positiven Ausrichtung des Forums gibt es auch kritische Stimmen. Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen monieren, dass viele der offiziellen Formate rein symbolischen Charakter hätten. Bei einem jüngsten Ministertreffen im Mai 2025 wurde ein Side-Event für zivilgesellschaftliche Akteure lediglich mit fünf Minuten Redezeit bedacht. Eine solche Geste werde dem Anspruch echter Beteiligung nicht gerecht.

Auch das Thema der „Entwicklungspartnerschaft“ wird kritisch diskutiert. Viele junge afrikanische Akademiker betonen, dass die Beziehung zwischen Europa und Afrika zu häufig noch in einem postkolonialen Narrativ verhaftet sei. Statt „Hilfe zur Selbsthilfe“ fordern sie Gleichberechtigung, Souveränität und gegenseitiges Lernen.

Zentrale Kritikpunkte an bisherigen Formaten:

  • Reduzierte Beteiligung der Diaspora an Entscheidungsprozessen
  • Eurozentrische Perspektiven in der Themenauswahl
  • Fehlende Langfristigkeit und Umsetzung konkreter Maßnahmen

Perspektiven für die Zukunft

Ein zentrales Anliegen vieler Teilnehmender des AME-Forums 2025 ist der Aufbau tragfähiger Netzwerke. Dabei geht es nicht nur um ökonomische Kooperationen, sondern auch um Bildungsinitiativen, Kulturprojekte und zivilgesellschaftliches Engagement. Für in Deutschland lebende Afrikaner ergeben sich daraus wichtige Chancen:

  • Vernetzung mit jungen Führungskräften aus der afrikanischen Heimatregion
  • Aufbau eigener Initiativen und Projekte im Bildungs- oder Kulturbereich
  • Stärkung der eigenen Stimme in der politischen Landschaft Deutschlands

Die Präsenz in solchen Formaten kann langfristig zu mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Einfluss führen – sowohl innerhalb der deutschen Mehrheitsgesellschaft als auch in internationalen Dialogstrukturen.

Fazit: Mehr als nur ein Treffen

„Africa Meets Europe“ ist nicht einfach eine Konferenz, sondern ein politisches Signal. Sie zeigt, dass junge afrikanische Stimmen mehr Gehör finden sollen – auch wenn der Weg dorthin noch lang ist. Für die afrikanische Diaspora in Deutschland bedeutet das Forum die Möglichkeit, sich nicht nur mit ihrer Herkunft, sondern auch mit ihrer Zukunft in Europa auseinanderzusetzen.

Entscheidend wird sein, ob der Dialog auf dem Forum über symbolische Gesten hinausgeht und in konkrete Strukturen mündet, die Partizipation, Gleichberechtigung und echte Kooperation ermöglichen. Dafür braucht es Mut, Beharrlichkeit und klare Forderungen – auch und gerade aus der Diaspora heraus.

Das AME-Forum 2025 in Berlin ist damit ein Brennglas für größere gesellschaftliche Entwicklungen: Es zeigt, wie komplex, aber auch wie fruchtbar der Austausch zwischen Afrika und Europa gestaltet werden kann – wenn man bereit ist, alte Denkweisen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.

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