Ghana im Fokus

Ghana im Fokus: Veranstaltung im Juli im VHS-Forum Münster

Die Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) Münster pflegt seit über zwei Jahrzehnten eine intensive Partnerschaft mit der Saints Peter & Paul Parish im nordghanaischen Tamale. Was 2002 als kirchliche Verbindung begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem tiefgreifenden interkulturellen Austausch mit gesellschaftlicher, akademischer und künstlerischer Dimension entwickelt. In diesem Artikel beleuchten wir die Hintergründe, Entwicklungen, aktuellen Initiativen und Zukunftsperspektiven dieser bemerkenswerten Verbindung zwischen Deutschland und Ghana – mit besonderem Blick auf die ghanaische Diaspora in Deutschland.

Veranstaltung im Juli 2025

Vom 18. bis 21. Juli 2025 findet im VHS-Forum Münster sowie in der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) Münster die Veranstaltung „Impuls, Dance und Sobolo: Vernetzung und Partnerschaft mit Ghana“ statt. Diese viertägige Veranstaltung rückt Ghana in den Mittelpunkt und bietet ein vielfältiges Programm, das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Aspekte beleuchtet.cactus-theater.de

Programmübersicht

Die Veranstaltung umfasst Vorträge, Workshops, Filmvorführungen und Lesungen:

  • Vorträge: Themen wie Kommunikation, traditionelle Autoritäten, Jugend-Unternehmertum und Innovation in Ghana werden behandelt.
  • Tanzworkshop: Teilnehmende können ghanaische Tänze erlernen und erleben.
  • Filmvorführung: Diskussion des Films zum Theaterstück „Questions“. 
  • Lesung: Präsentation des Buches „Das Jahr der Rückkehr“.

Zusätzlich bietet die Veranstaltung die Möglichkeit, sich mit Partnerorganisationen aus Münster zu vernetzen, die in Ghana tätig sind.

Veranstaltungsorte

  • VHS Münster: Aegidiimarkt 3, 48143 Münster.
  • KSHG Münster: Frauenstraße 3-6, 48143 Münster.

Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist bis zum 10. Juli 2025 erforderlich.

Diese Veranstaltung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die ghanaische Kultur kennenzulernen und sich mit anderen Interessierten auszutauschen.

Eine Partnerschaft mit Geschichte

Die Beziehung zwischen der KSHG Münster und der Saints Peter & Paul Parish Tamale geht zurück auf das Jahr 2002. Ziel war es, durch Begegnung und Zusammenarbeit Brücken zwischen Kulturen zu bauen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und jungen Menschen beider Länder neue Perspektiven zu eröffnen. Bereits in den Anfangsjahren fanden wechselseitige Besuche von Studierenden statt, die sich intensiv mit der jeweils anderen Lebensrealität auseinandersetzten.

Seitdem wurden nicht nur persönliche Kontakte geknüpft, sondern auch Projekte im Bereich Bildung, Religion, Soziales und Kultur gemeinsam initiiert. Die Einbindung kirchlicher Strukturen ermöglichte einen niederschwelligen Zugang für viele junge Erwachsene – unabhängig vom Bildungshintergrund oder Einkommen.

Interkulturelle Begegnung auf Augenhöhe

Ein zentrales Element der Partnerschaft sind Austauschreisen, die regelmäßig organisiert werden. So reiste im Mai 2025 eine 19-köpfige ghanaische Delegation nach Münster. Empfangen wurden die Gäste mit einem Willkommensabend, der unter Beteiligung der FH Münster, der Stadtverwaltung und der theologischen Fakultät organisiert wurde. Es war ein Abend der Begegnung, des Austauschs und der gegenseitigen Wertschätzung.

Besonders hervorzuheben sind auch die interkulturellen Workshops, bei denen Themen wie kulturelle Identität, Kommunikationsstile und globale Gerechtigkeit gemeinsam bearbeitet werden. Diese Veranstaltungen finden bewusst in englischer Sprache statt, um Barrieren abzubauen und die Partizipation beider Seiten zu sichern.

Kulturelle Integration durch Kunst

Ein innovativer Aspekt der Partnerschaft ist die Einbindung künstlerischer Projekte. So gestalteten Künstlerinnen und Künstler aus Münster und Tamale gemeinsam mit Jugendlichen des Ratsgymnasiums Münster eine öffentlich sichtbare Fassade. Kunst wurde hier zum Mittel des interkulturellen Lernens und der nachhaltigen Stadtkultur.

Akademischer Austausch und Bildungsförderung

Auch im akademischen Bereich wurden tragfähige Kooperationen etabliert. Die katholisch-theologische Fakultät der Universität Münster arbeitet regelmäßig mit den Priesterseminaren St. Victor’s und St. Augustine’s in Tamale zusammen. Neben gemeinsamen Lehrprojekten und Forschung findet auch ein Austausch von Dozierenden und Studierenden statt.

Zur Unterstützung der Ausbildung ghanaischer Studierender in Deutschland wurde zudem ein Hilfsfonds ins Leben gerufen. Dieser finanziert sich aus Kollekten und Spenden und richtet sich speziell an junge Menschen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Darüber hinaus bietet der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD) Stipendienprogramme für Master- und Promotionsstudiengänge in Deutschland an.

Bevölkerung und Diaspora: Ghanaer in Deutschland

Die ghanaische Community in Deutschland umfasst laut Schätzungen rund 42.000 Menschen. Die größten Gemeinschaften finden sich in Städten wie Hamburg, Berlin und Bremen. Viele von ihnen engagieren sich aktiv in kirchlichen Gemeinden, Vereinen oder sozialen Initiativen. Projekte wie das der KSHG Münster bieten nicht nur Möglichkeiten zur kulturellen Selbstvergewisserung, sondern auch zur Integration in die deutsche Gesellschaft.

Eine wichtige Rolle spielen dabei Veranstaltungen, bei denen ghanaische Studierende ihre Kultur vorstellen. Musik, Kulinarik, Mode und Tanz werden bewusst als Brücken genutzt, um gegenseitiges Verständnis zu fördern.

Herausforderungen für ghanaische Studierende in Deutschland

Ghanaische Studierende, die nach Deutschland kommen, sehen sich oft mit mehreren Herausforderungen konfrontiert: Sprachbarrieren, bürokratische Hürden, kulturelle Missverständnisse oder finanzielle Schwierigkeiten. Programme wie die Münsteraner Partnerschaft bieten hier wichtige Unterstützung, etwa durch Mentoringsysteme, Workshops oder psychosoziale Begleitung.

Besondere Erfahrungen und kulturelle Tiefe

Ein besonders eindrückliches Erlebnis im Rahmen des Austauschs war der Besuch deutscher Studierender im sogenannten „Hexendorf“ in Ghana – ein Ort, der mit spirituellen Ritualen und traditionellen Heilmethoden assoziiert wird. Diese Begegnung mit religiöser Andersartigkeit sensibilisierte die Teilnehmenden für kulturelle Unterschiede, aber auch für Gemeinsamkeiten im menschlichen Umgang mit Angst, Krankheit und Hoffnung.

„Ich habe gelernt, dass es viele Formen des Glaubens gibt, und dass Respekt wichtiger ist als Zustimmung.“ – Teilnehmerin des Austauschprogramms

Kirchliche Netzwerke und kommunale Unterstützung

Die Partnerschaft der KSHG ist eingebettet in ein weitreichendes Netzwerk: Seit 1982 unterhält das Bistum Münster Partnerschaften mit Diözesen in Nordghana. Aktuell bestehen Beziehungen zu über 35 Pfarreien und Komitees. Diese arbeiten gemeinsam an Projekten wie Bildungsförderung, Gesundheitsversorgung oder Klimaanpassung.

Auch auf kommunaler Ebene gibt es Aktivitäten: Die Stadt Münster pflegt eine formalisierte Städtepartnerschaft mit Tamale. Dadurch wurden Initiativen im Bereich der nachhaltigen Stadtentwicklung, Jugendbeteiligung und Müllvermeidung angestoßen. Die Einbindung der Zivilgesellschaft spielt dabei eine tragende Rolle.

Statistik im Überblick

KategorieGhanaDeutschland
Studierende in Deutschland ca. 2.500 jährlich -
Ghanaische Community (gesamt) ca. 30 Mio. Einwohner ca. 42.000 Personen
Partnerschaft Münster–Tamale seit 2002 seit 2002
Künstlerprojekte (seit 2023) 2 Initiativen 3 Initiativen

Zukunftsperspektiven

Die Akteure auf beiden Seiten sind sich einig: Die Partnerschaft soll weiterentwickelt und an neue Herausforderungen angepasst werden. Geplant sind unter anderem Projekte zur Digitalisierung, gemeinsame Online-Lehrveranstaltungen, ein Alumni-Netzwerk für ehemalige Teilnehmende sowie der Ausbau von nachhaltigen Projekten im Bereich Ernährungssicherheit und Klimaschutz.

Ein weiteres Ziel ist es, die ghanaische Diaspora in Deutschland noch stärker einzubinden. Hierzu gehören Empowerment-Angebote, interkulturelle Trainings und politische Bildungsarbeit. Die Partnerschaft soll nicht nur Studierenden zugutekommen, sondern als Modell für gelebte Völkerverständigung dienen.

Fazit: Ein Vorbild gelebter Partnerschaft

Die Zusammenarbeit zwischen der KSHG Münster und der Saints Peter & Paul Parish in Tamale ist weit mehr als ein klassisches Austauschprogramm. Sie steht exemplarisch für eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die kulturelle Vielfalt nicht als Herausforderung, sondern als Bereicherung begreift. Sie vereint spirituelle, soziale, akademische und künstlerische Komponenten und fördert damit ein tiefgreifendes Verständnis zwischen Nord und Süd.

In einer Zeit, in der interkulturelle Verständigung immer wichtiger wird, zeigt dieses Projekt, wie durch Engagement, Offenheit und gegenseitigen Respekt nachhaltige Beziehungen entstehen können. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel viele weitere inspiriert – in Deutschland, in Ghana und darüber hinaus.

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