Forchheim verwandelt sich vom 4. bis 6. Juli 2025 in eine lebendige Bühne afrikanischer Lebensfreude: Drei Tage lang steht die historische Kaiserpfalz ganz im Zeichen von Musik, Tanz, Handwerk, Kulinarik und kulturellem Austausch. Was einst klein begann, hat sich zu einem festen Bestandteil des kulturellen Kalenders der Region entwickelt – und vermittelt heute weit mehr als exotische Folklore.
Ein Festival mit Geschichte und Zukunft
Die Afrika-Kulturtage in Forchheim wurden im Jahr 2007 von Hubert Forscht (Junges Theater Forchheim) und Dieter Weberpals ins Leben gerufen. Seitdem findet das Fest jährlich am ersten Juliwochenende rund um die Kaiserpfalz statt – eine imposante mittelalterliche Kulisse, die der Veranstaltung einen besonderen Rahmen verleiht. Ziel war und ist es, einen Raum für afrikanische Künstlerinnen und Künstler zu schaffen, in dem sie ihre Traditionen, Geschichten und Lebensrealitäten authentisch präsentieren können. Über die Jahre entwickelte sich das Festival zu einer Plattform für kulturellen Dialog, bei dem Besucher nicht nur Musik und Tanz genießen, sondern auch Hintergründe erfahren und interaktiv teilnehmen können.
Kulturelle Vielfalt als gelebte Praxis
Das Festivalprogramm 2025 überzeugt durch ein abwechslungsreiches Angebot für alle Altersgruppen. Die Tage sind strukturiert, ohne den Charakter eines offenen Kulturmarkts zu verlieren. Neben Konzerten internationaler Musikerinnen und Musiker gibt es Erzählrunden, Kinderangebote, Handwerksstände und interaktive Workshops.
Das Programm im Überblick
Tag | Höhepunkte |
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Freitag, 4. Juli | Afrikanischer Basar (17–22 Uhr) Zaubershow mit Daniel Burley Musikworkshop & Konzert mit Mary Anibal (Mbira, Simbabwe) |
Samstag, 5. Juli | Trommelperformance École de Tam Tam (Guinea) Kinder- und Familienaktionen Konzert mit K’Daanso (Afro-Reggae) Abendkonzert von TRIBUBU (Worldbeat im Burghof) |
Sonntag, 6. Juli | Trommelworkshop mit Sosolya Undugu (Kenia) Märchenerzählungen von Jeliba Konzert von Jobarteh Kunda (World Music, Deutschland/Senegal) |
Ein Fest für alle Sinne
Der afrikanische Basar ist das Herzstück des Festivals. Stände mit handgefertigtem Schmuck, Musikinstrumenten, Textilien und Keramiken laden zum Stöbern und Entdecken ein. Duftende Speisen aus Nord-, West- und Ostafrika sorgen für kulinarische Vielfalt – von scharfen Eintöpfen bis zu süßen Backwaren. Die Kinder kommen ebenfalls nicht zu kurz: Es gibt Mitmachaktionen, Märchenerzählungen und kreative Bastelangebote. Besonders hervorzuheben ist die Sonderausstellung „People in Africa“ im Pfalzmuseum. Sie zeigt traditionelle Alltagskultur, aber auch die Herausforderungen moderner Lebensweisen in urbanisierten Regionen Afrikas. Besucher erleben hier, wie Spiritualität, Naturbeziehung und handwerkliches Wissen Teil afrikanischer Identität sind – und sich im Wandel befinden.
Mehr als nur Unterhaltung: Bildung durch Kultur
Was die Forchheimer Afrika-Kulturtage von ähnlichen Veranstaltungen unterscheidet, ist der klare Bildungsauftrag. Neben dem musikalischen und künstlerischen Programm werden gezielt Themen aufgegriffen, die über bloße Unterhaltung hinausgehen. So berichten Künstler wie Mary Anibal aus Simbabwe nicht nur von ihren Instrumenten – sie erzählen auch von gesellschaftlichen Umbrüchen, Geschlechterrollen und Generationenfragen in ihren Herkunftsländern. Gruppen wie Sosolya Undugu verknüpfen ihre Auftritte mit Umweltbewusstsein, sozialem Engagement und Friedensarbeit.
Forchheim als Kulturbrücke
Mit diesem Ansatz leistet Forchheim einen wichtigen Beitrag zur interkulturellen Verständigung. In einer Region, die nicht primär für internationale Großveranstaltungen bekannt ist, hat sich das Festival als Aushängeschild etabliert. In Verbindung mit der parallel stattfindenden Langen Einkaufsnacht wird nicht nur der Kultursektor, sondern auch der lokale Einzelhandel belebt. Das Stadtmarketing positioniert die Veranstaltung bewusst als Teil eines übergeordneten Tourismus- und Kulturkonzepts. In Verbindung mit Highlights wie dem Annafest oder dem Weihnachtsmarkt ergibt sich eine ganzjährige kulturelle Linie, die die Stadt in der Metropolregion Nürnberg nachhaltig sichtbar macht.
Was bisher wenig diskutiert wird
Trotz aller positiven Aspekte bleiben einige gesellschaftliche Diskussionen im Hintergrund. In größeren Städten oder im akademischen Umfeld wird häufig über kulturelle Aneignung gesprochen – also über die Frage, inwiefern afrikanische Kultur in Europa angemessen und respektvoll präsentiert wird. In Forchheim gibt es bislang keine öffentliche Debatte in diese Richtung. Dabei könnten gezielte Programmpunkte – etwa Podiumsdiskussionen oder Publikumsgespräche – dazu beitragen, Bewusstsein zu schaffen und kulturelle Sensibilität weiter zu fördern. Gerade im interaktiven Setting des Festivals wäre Raum für ein solches Format vorhanden.
Besucherzahlen und ökonomischer Effekt
Genaue Zahlen für das Jahr 2025 liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor. In den vergangenen Jahren verzeichnete das Festival jedoch konstant hohe Besucherzahlen, teilweise im fünfstelligen Bereich. Die Kombination aus kostenpflichtigem Basareintritt (5 € pro Tag) und freiem Zugang zu vielen Außenveranstaltungen sorgt für eine gute Mischung aus Zugänglichkeit und Finanzierungssicherheit. Ökonomisch profitiert die gesamte Innenstadt: Einzelhandel, Gastronomie und Übernachtungsbetriebe erleben an diesem Wochenende eine spürbare Belebung. Diese Effekte sind auch Ziel des Veranstalters, der eng mit lokalen Partnern zusammenarbeitet.
Vergleich zu anderen Festivals
Ein Blick nach Würzburg zeigt: Dort findet jährlich das größte Africa Festival Europas statt – mit über 120.000 Besuchern, vier Bühnen und Dutzenden Ausstellern. Das Forchheimer Pendant ist bewusst kleiner gehalten, punktet jedoch durch Nähe, familiäre Atmosphäre und ein klares pädagogisches Profil. Auch das Afrika-Karibik-Festival in Aschaffenburg mit bis zu 60.000 Gästen folgt einer anderen Logik: Dort dominiert die Konzert- und Partykomponente. Forchheim hingegen versteht sich eher als Forum für Begegnung, Mitgestaltung und Reflexion.
Fazit: Ein kleines Festival mit großer Wirkung
Die Afrika-Kulturtage in Forchheim bieten ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie regionale Kulturarbeit globalen Horizont schaffen kann. Das Festival vereint künstlerischen Anspruch, Bildungsauftrag und wirtschaftliche Belebung zu einem stimmigen Gesamtbild. Besonders in einer Zeit gesellschaftlicher Polarisierung und wachsender kultureller Komplexität sind solche Räume des Austauschs wertvoll. Mit dem diesjährigen Programm, das sowohl traditionelle Kunstformen als auch zeitgenössische Themen aufgreift, beweist Forchheim erneut, dass ein kleines Festival Großes leisten kann. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft auch Raum für kritische Perspektiven geschaffen wird – denn gerade der offene Dialog macht interkulturelle Begegnung nachhaltig.
Informationen auf einen Blick:
- Datum: 4.–6. Juli 2025
- Ort: Kaiserpfalz Forchheim & Umgebung
- Eintritt: 5 €/Tag (Basar), Museumsausstellung zusätzlich
- Highlights: Konzerte, Erzählkunst, Workshops, Sonderausstellung
Die Forchheimer Afrika-Kulturtage bleiben ein Ort, an dem Klang, Kunst und Kultur nicht nur gefeiert, sondern gelebt werden – offen, authentisch und inspirierend.