(Symbolbild – exemplarisch)
Köln – Die Ebertplatzpassage im Herzen der Stadt wird derzeit zur Bühne für ein außergewöhnliches Kunsterlebnis. Mit der Ausstellung „Alle Räume sind anders“ gelingt es dem Operndorf Afrika, internationale Kunst, gesellschaftliche Diskurse und urbane Intervention auf einzigartige Weise zu verbinden. Besucherinnen und Besucher können noch bis zum 20. Juli 2025 tief eintauchen in eine Welt zwischen Installation, Fotografie, Performance und postkolonialem Dialog.
Ein Ausstellungsprojekt an einem ungewöhnlichen Ort
Die Ausstellung „Alle Räume sind anders“ ist nicht in einem klassischen Museum, sondern in der GOLD+BETON Galerie in der Kölner Ebertplatzpassage angesiedelt. Der bewusst gewählte Ort ist Teil des Stadtentwicklungsprojekts „Unser Ebertplatz“, das seit mehreren Jahren versucht, die einst als Brennpunkt verschriene Unterführung zu einem Ort kultureller Teilhabe zu transformieren. Der Ausstellungstitel verweist nicht nur auf die formale Vielfalt der Kunstwerke, sondern auch auf den politischen Anspruch des kuratorischen Konzepts.
Kunst trifft auf urbanen Raum
Zwischen Stadtbahn und Passantenströmen entfaltet sich eine Ausstellung, die durch ihre Offenheit besticht. Die Präsentationsform nutzt sowohl den Innenraum des Projektraums GOLD+BETON als auch die angrenzenden öffentlichen Flächen. Damit bricht sie bewusst mit der klassischen White-Cube-Tradition vieler Ausstellungen und schafft eine hybride räumliche Erfahrung, die sich – wie der Titel andeutet – jeder festen Norm entzieht.
Die Künstler:innen und ihre Werke
Das künstlerische Line-up umfasst drei renommierte Positionen, die jeweils ihren eigenen Blick auf gesellschaftliche, kulturelle und räumliche Themen einbringen:
- Akinbode Akinbiyi: Der nigerianisch-deutsche Fotograf ist für seine dokumentarischen Stadtaufnahmen bekannt. Seine Arbeiten reflektieren urbane Alltagsräume mit einem Blick für das Unsichtbare und Vergessene. In der Ausstellung zeigt er Werke aus seiner Zeit im Artist-in-Residence-Programm des Operndorfs Afrika in Burkina Faso.
- Nezaket Ekici: Die deutsch-türkische Künstlerin arbeitet performativ und installativ. Für die Ausstellung in Köln entwickelte sie eine neue Live-Performance, die bei der Eröffnung am 20. Juni 2025 uraufgeführt wurde.
- Abrie Fourie: Der südafrikanische Künstler erforscht in seinen Arbeiten Fragen von Erinnerung, Geographie und Identität. Seine Fotografien und Videoinstallationen setzen sich kritisch mit kolonialen Kontinuitäten auseinander.
Themen und Diskurse: (Post-)Kolonialismus, Sichtbarkeit und Teilhabe
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zentrale Fragen zur postkolonialen Ordnung, zur Sichtbarkeit von Kunst und Identität sowie zur Verflechtung lokaler und globaler Perspektiven. Besonders eindrucksvoll ist die Art, wie die Künstler:innen ihre jeweiligen kulturellen Prägungen mit dem urbanen Raum Kölns in Beziehung setzen.
Ein wiederkehrendes Motiv ist die Auseinandersetzung mit der Frage: Wer hat Zugang zu Räumen – und wem bleiben sie verwehrt? Der Ausstellungsort selbst wird so zum Untersuchungsgegenstand. Die Ebertplatzpassage, ehemals Symbol für soziale Verdrängung, wird hier zu einem offenen Forum für kulturelle Begegnung.
Operndorf Afrika – ein globales Konzept mit lokalen Wurzeln
Die Ausstellung ist ein Projekt des Operndorfs Afrika, das auf eine Initiative des 2010 verstorbenen Künstlers Christoph Schlingensief zurückgeht. Ziel des Operndorfs ist es, einen dauerhaften Ort für Kunst, Bildung und Austausch in Burkina Faso zu schaffen. In Köln wird nun eine Auswahl von Arbeiten präsentiert, die in diesem Kontext entstanden sind – neu arrangiert für die spezifischen Bedingungen eines europäischen Stadtraums.
„Das Operndorf kommt nach Köln“ – mit diesem Leitsatz wurde die Ausstellung auf Social Media beworben und verweist auf eine bewusste Aneignung von Schlingensiefs visionärem Erbe.
Begleitveranstaltungen: Performance, Diskussion und Community
Die Ausstellung ist nicht nur visuell erfahrbar, sondern lädt aktiv zur Partizipation ein. Ein vielseitiges Begleitprogramm sorgt für zusätzliche Zugänge und Begegnungen:
- Eröffnung (20. Juni, 17:00 Uhr): Live-Performance von Nezaket Ekici im öffentlichen Raum.
- Free-Food-Community-Event (22. Juni, ab 16:00 Uhr): Gemeinsames Essen mit afrikanischer Küche, begleitet von lokalen DJs.
- Artist Talk (22. Juni, 17:00 Uhr): Gespräch unter dem Titel „Echoes of the Unseen“ mit den Künstler:innen und Professorin donna Kukama, moderiert von Sam Hopkins (KHM Köln).
Ein Ort mit Geschichte: Der Ebertplatz als Austragungsort
Die Wahl des Ebertplatzes ist nicht zufällig. Jahrzehntelang galt dieser Ort als Problemzone, geprägt von Leerstand, Drogenkonsum und sozialer Ausgrenzung. Mit dem Projekt „Unser Ebertplatz“ versuchen Stadt Köln, Kulturschaffende und zivilgesellschaftliche Gruppen seit 2018, den Platz neu zu definieren. Die Ausstellung ist somit auch ein Beispiel für kulturelle Zwischennutzung als Instrument der Stadtentwicklung.
Die Kunst bewegt sich dabei bewusst zwischen institutioneller Kritik und urbaner Intervention. Sie verzichtet auf große Inszenierungen zugunsten von Nahbarkeit und öffentlicher Präsenz. „Alle Räume sind anders“ wird damit auch zum Kommentar über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft.
Social Media & Besucher:innen-Reaktionen
Während klassische Presserezensionen bislang ausbleiben, entfaltet sich die mediale Resonanz vor allem über Social-Media-Kanäle. Auf Plattformen wie Facebook und Instagram finden sich zahlreiche Hinweise auf die Veranstaltungen, begleitet von Fotos und Kommentaren. Auffällig ist der wiederholte Verweis auf das „Operndorf“, das viele mit Schlingensiefs radikalem Kunstverständnis verbinden.
Besucher:innen berichten in Kommentaren von einem „unerwartet berührenden“ Kunsterlebnis und betonen die Atmosphäre des Dialogs, die sich durch die offene Gestaltung der Ausstellung einstellt. Besonders hervorgehoben werden die Zugänglichkeit der Kunstwerke und die politische Relevanz des Themas.
Fragen und Antworten: Häufige Suchanfragen zur Ausstellung
Was ist die Ausstellung „Alle Räume sind anders“ in Köln genau?
Sie ist ein Kunstprojekt des Operndorfs Afrika mit Fotografie, Videoarbeiten, Installationen und Performance, das Fragen nach Raum, Identität und kolonialen Kontinuitäten im städtischen Kontext Kölns behandelt.
Wer sind die beteiligten Künstler:innen?
Akinbode Akinbiyi (Fotografie), Nezaket Ekici (Performance/Installation) und Abrie Fourie (Video/Fotografie). Alle arbeiteten zuvor im Rahmen des Operndorf-Residenzprogramms in Burkina Faso.
Wann und wo findet die Ausstellung statt?
Vom 20. Juni bis 20. Juli 2025, täglich von 16 bis 20 Uhr in der Galerie GOLD+BETON am Ebertplatz in Köln.
Warum findet die Ausstellung nicht in einem Museum statt?
Das Projekt möchte institutionelle Grenzen hinterfragen und Kunst in den öffentlichen Raum bringen – dort, wo Begegnung und Teilhabe unmittelbarer stattfinden können.
Welche Rolle spielt das Operndorf Afrika?
Es dient als künstlerische und konzeptionelle Basis. Die Arbeiten stammen aus dem Residenzprogramm des Operndorfs in Burkina Faso und werden nun für Köln neu interpretiert.
Fazit: Kunst als urbane Intervention
„Alle Räume sind anders“ ist weit mehr als eine Ausstellung – es ist eine Einladung zur Reflexion über Räume, Zugehörigkeit und Sichtbarkeit. Inmitten des städtischen Lebensraums öffnet sich ein Ort, der Kunst nicht konsumierbar präsentiert, sondern erlebbar macht. Wer sich auf diese Begegnung einlässt, erfährt nicht nur Neues über Kunst aus Afrika oder den Ebertplatz, sondern auch über sich selbst im Verhältnis zum urbanen Raum.