Empowernde Bücher für Kinder: Safe Space für Schwarze und afrodiasporische Familien in Flensburg

Empowernde Bücher für Kinder: Safe Space für Schwarze und afrodiasporische Familien in Flensburg

Ein Raum für Identifikation und Selbstbewusstsein

Am 29. März 2025 fand im Jugendzentrum Exxe in Flensburg eine besondere Veranstaltung im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt: Ein Nachmittag, der ganz im Zeichen von empowernder Kinderliteratur für Schwarze, afrikanische, afrodeutsche und afrodiasporische Familien stand.

Organisiert wurde das Event von der Black African Empowerment Movement (BAEM), einer Elterninitiative, die sich für die Schaffung sicherer Räume für Schwarze Kinder und ihre Familien einsetzt.

Die Veranstaltung bot Vorleserunden aus Büchern, die Schwarze Kinder als Hauptfiguren zeigen und positive Identifikationsmöglichkeiten bieten. Ziel war es, Kindern Geschichten näherzubringen, in denen sie sich selbst wiederfinden können, frei von stereotypen Darstellungen. Eltern und Kinder wurden ermutigt, ihre Lieblingsbücher mitzubringen und sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.

Begleitet wurde der Nachmittag von Kaffee und Snacks, die eine gemütliche Atmosphäre für Gespräche und Vernetzung schufen. Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden als wichtiger Schritt zur Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins Schwarzer Kinder in Deutschland wahrgenommen.

Solche Initiativen zeigen, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen, in denen Diversität gefeiert und Empowerment gelebt wird. Sie tragen dazu bei, dass Kinder in einer Umgebung aufwachsen können, die ihre Vielfalt anerkennt und wertschätzt.

Repräsentation als Schlüssel zur Chancengleichheit

Die Veranstaltung in Flensburg hebt hervor, wie essenziell repräsentative Kinderliteratur für die Entwicklung eines gesunden Selbstbildes ist. Studien zeigen, dass Kinder, die sich in Büchern, Bildern und Geschichten wiederfinden, ein stärkeres Selbstvertrauen entwickeln und sich eher trauen, ihre Meinung zu äußern. Besonders für Kinder aus marginalisierten Gruppen bedeutet dies, dass sie nicht länger nur als Randfiguren dargestellt werden, sondern als aktive Gestalter ihrer Umwelt.

Eine Teilnehmerin erklärte im Gespräch: „Wenn mein Sohn Bücher sieht, in denen ein Schwarzer Junge der Held ist, dann wächst er mit dem Bewusstsein auf, dass auch er wichtig ist.“ Dieses Gefühl der Zugehörigkeit ist nicht nur für das individuelle Wohlbefinden zentral, sondern wirkt sich langfristig auch auf Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe aus.

Doch in deutschen Kinderbuchregalen ist Diversität noch immer unterrepräsentiert. Das BAEM-Netzwerk setzt deshalb auf die gezielte Förderung von Autor*innen afrikanischer und afrodiasporischer Herkunft sowie den Zugang zu internationalen Publikationen, die Vielfalt selbstverständlich integrieren. Der Nachmittag in Flensburg war somit nicht nur eine Lesung, sondern auch ein Aufruf an Verlage, Schulen und Bibliotheken, inklusivere Inhalte zu fördern.

Vernetzung als langfristige Strategie

Ein zentrales Ziel der Initiative ist der Aufbau eines nachhaltigen Netzwerks, das Schwarze Familien in Deutschland langfristig unterstützt. Veranstaltungen wie diese schaffen nicht nur kurzfristige Begegnungen, sondern fördern eine gemeinsame Identität und bieten Raum für den Austausch über Herausforderungen und Lösungen im Alltag. Die Teilnehmenden berichteten von Themen wie Rassismuserfahrungen in Kitas und Schulen, dem Wunsch nach Beratung und der Suche nach Vorbildern in Medien und Bildungseinrichtungen.

Durch die Vernetzung von Eltern, Initiativen und Fachkräften entsteht eine wichtige Plattform, um gezielte Bildungs- und Kulturangebote zu schaffen. Auch gemeinsame Projekte wie Schreibwerkstätten für Kinder, Fortbildungen für Lehrkräfte oder das Erstellen von Empfehlungslisten für inklusive Kinderbücher sind in Planung.

Diese Art der Gemeinschaftsbildung ist ein entscheidender Beitrag zur Integration auf Augenhöhe. Sie zeigt, dass Empowerment nicht von oben verordnet werden kann, sondern durch aktive Mitgestaltung und Austausch entsteht. Die Veranstaltung in Flensburg kann daher als Modell für andere Städte und Gemeinden dienen, die Diversität nicht nur tolerieren, sondern aktiv gestalten wollen.

Kulturelle Bildung als Fundament für Zusammenhalt

Die Kombination aus Literatur, Begegnung und Gemeinschaft im Rahmen der Veranstaltung in Flensburg war kein Zufall, sondern bewusst gewählt. Denn kulturelle Bildung gilt als Schlüsselelement für das Gelingen eines friedlichen und inklusiven Zusammenlebens. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen kann sie Brücken bauen und Vorurteile abbauen.

Indem Schwarze Kinder als Helden ihrer eigenen Geschichten gefeiert werden, entsteht ein neues Narrativ jenseits von Defizitorientierung oder Opferperspektiven. Gleichzeitig lernen weiße Kinder und Familien, andere Lebensrealitäten kennenzulernen und wertzuschätzen. Auf diese Weise wird kulturelle Bildung zu einem Instrument, das sowohl die Mehrheitsgesellschaft als auch Minderheitengruppen stärkt.

In einer Pressemitteilung betont die BAEM-Initiative: „Wir wollen keine Integration, die uns unsere Identität nimmt – wir wollen Teilhabe, die auf Respekt und Sichtbarkeit beruht.“ Dieser Anspruch verdeutlicht, dass Empowerment mehr ist als Selbsthilfe: Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag, an dem sich Institutionen, Bildungsträger und politische Entscheidungsträger aktiv beteiligen sollten.

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