Vom 10. bis 13. Juli 2025 verwandelt sich der Erwin-Schöttle-Platz in Stuttgart-Heslach in ein buntes Zentrum afrikanischer Kultur. Das Afrika-Festival Stuttgart feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum und bietet eine eindrucksvolle Plattform für Musik, Tanz, Kunst, Diskussionen und kulturellen Austausch. In Deutschland lebende Afrikaner und Afrikanerinnen sowie ein interessiertes breites Publikum können hier die Vielfalt des afrikanischen Kontinents in all ihren Facetten erleben.
Ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte gelebte Vielfalt
Seit seiner Gründung vor zwanzig Jahren verfolgt das Festival ein klares Ziel: Den interkulturellen Dialog zu fördern, afrikanische Kunst- und Lebensformen sichtbar zu machen und insbesondere Menschen afrikanischer Herkunft eine Bühne zu bieten. Was einst als kleine Initiative begann, hat sich inzwischen zu einer festen Größe im süddeutschen Kulturkalender etabliert.
Besonders bemerkenswert ist die kontinuierliche Einbindung von Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Im Jahr 2025 liegt der Fokus auf Burundi als Partnerland. Musik, Literatur, Kulinarik und politische Themen aus Burundi werden ein zentrales Thema des diesjährigen Programms sein.
Ein Festival mit Herz und Verstand
Anders als viele kommerzialisierte Großveranstaltungen bietet das Afrika-Festival Stuttgart ein niedrigschwelliges Angebot für alle – der Eintritt ist frei. Dies steht im Zeichen der Inklusion und ermöglicht insbesondere Menschen mit geringen finanziellen Mitteln, an der kulturellen Vielfalt teilzuhaben.
Die Programmstruktur 2025 im Überblick
Das Festivalprogramm 2025 ist breit gefächert und spricht alle Altersgruppen an. Die Veranstaltungen erstrecken sich über vier Tage – eine Neuerung, die dem gewachsenen Interesse Rechnung trägt.
Programmpunkt | Inhalt | Ursprungsland |
---|---|---|
Ingoma Trommelgruppe | Traditionelle Perkussion | Burundi |
Eusebia | Afro-Pop Performance | Madagaskar |
Fofana Jo | Afrofusion-Pop | Benin/Deutschland |
Roforofo Jazz | Afrobeat und Spoken Word | Nigeria/Frankreich |
Lady Juliet & Jit | Modenschau afrikanischer Mode | Ghana |
Kulturelle Highlights und neue Formate
Zu den besonderen Highlights 2025 zählt die Ausstellung „AMAHORO – Partnerland voller Facetten“, die das burundische Alltagsleben, Umweltinitiativen und Perspektiven junger Menschen porträtiert. In Kooperation mit NGOs und Bildungseinrichtungen werden auch Workshops angeboten, etwa zur Bedeutung von „Fair Trade“ oder zur globalen Klimagerechtigkeit.
Ein weiteres Novum ist die „AfroVibes Open Stage“, eine offene Bühne für Nachwuchstalente und spontane Künstlerinnen und Künstler. Ziel ist es, ungehörten Stimmen aus der afrikanischen Diaspora eine Plattform zu geben – sei es durch Musik, Poetry Slam, Tanz oder Performance.
Stimmen aus der Community
Der Rückhalt in der afrikanischen Community in Deutschland ist groß. Initiativen wie das African Open Mic Stuttgart oder die Igbo Cultural Foundation Stuttgart e. V. begrüßen das Festival als Ort der Sichtbarkeit und Vernetzung. Eine Vertreterin der Community sagt dazu:
„Das Festival gibt uns Raum, unsere Identität selbstbestimmt zu zeigen – ohne Klischees, ohne Vorurteile, dafür mit Stolz und Kreativität.“
Kinderprogramm, Workshops und Gottesdienst
Auch für Familien ist gesorgt: Im Kinderpavillon „Kunterbunt“ können Kinder afrikanische Märchen hören, trommeln, tanzen oder basteln. Erwachsene können in Tanzworkshops wie dem afro-orientalischen Tanz mit Shirin oder bei Trommelkursen mit Papis Dahaba selbst aktiv werden.
Eröffnet wird das Festival traditionell mit einem interkulturellen Gottesdienst in der Matthäuskirche, der musikalisch von afrikanischen Chören begleitet wird – ein Zeichen für spirituelle Verbundenheit und Gemeinschaft.
Internationaler Kontext und globale Relevanz
Das Afrika-Festival Stuttgart steht auch im Zeichen globaler Entwicklungen. So beginnt 2025 die zweite UN-Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung. Themen wie Diskriminierung, Partizipation und Empowerment werden im Festivalkontext vermehrt diskutiert – auch in Panels und Vorträgen.
Ein Vergleich mit internationalen Festivals wie dem „Afro Nation“ oder dem „African Book Festival Berlin“ zeigt, dass Stuttgart mit seiner offenen Struktur und partizipativen Ausrichtung eine Vorreiterrolle einnimmt. Während das Afro Nation eher musikalisch-kommerziell ausgerichtet ist, betont das Afrika-Festival Stuttgart Bildungs- und Begegnungsaspekte.
Der Basar: Kulinarik, Mode und Kunsthandwerk
Ein zentrales Element des Festivals ist der afrikanische Markt. Hier finden Besucher farbenfrohe Stoffe, Schmuck, Masken, Gewürze, Skulpturen und vieles mehr. Besonders gefragt sind handgeschnitzte Giraffenfiguren aus Malawi, traditionell gefertigte Djembe-Gurte oder Gewürzmischungen wie der „African Rub“ für Grillgerichte.
- Simandra Holzfigur aus Afrika: ca. 40 €
- DRESHOW Turban für Damen: ca. 15 €
- Giraffen-Ornamente aus Ebenholz: ca. 35 €
- Originale afrikanische Gewürzmischungen: ab 7 €
Durch die direkte Begegnung mit den Ausstellerinnen und Ausstellern entstehen nicht nur Käufe, sondern oft auch Gespräche über Herkunft, Traditionen und Lebenswege.
Relevanz für Afrikaner in Deutschland
Das Afrika-Festival Stuttgart spricht besonders die afrikanische Diaspora in Deutschland an. Für viele bedeutet es ein Stück Heimat, ein kulturelles Wiedersehen und eine Gelegenheit, ihre Identität und Geschichte selbst zu repräsentieren. Zudem stärkt es die interkulturelle Verständigung und dient als Brücke zwischen den Kulturen.
In einem Land, in dem afrikanischstämmige Menschen oft marginalisiert werden, setzt das Festival ein bewusst positives Zeichen. Es geht nicht nur um das Feiern von Kultur, sondern auch um Anerkennung, Respekt und politische Sichtbarkeit.
Fazit: Ein Jubiläum mit Wirkung
20 Jahre Afrika-Festival Stuttgart – das ist weit mehr als eine runde Zahl. Es ist Ausdruck einer gelebten Willkommenskultur, ein Ort für interkulturelle Begegnung und ein Schaufenster afrikanischer Kreativität. Die Mischung aus Konzerten, Kunst, Diskussion und Mitmachangeboten macht das Festival einzigartig – nicht nur in Baden-Württemberg, sondern deutschlandweit.
Für Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland bietet es eine seltene Gelegenheit, sich nicht nur zu vernetzen, sondern auch ein selbstbewusstes Bild ihrer Herkunftsländer zu zeigen – jenseits von Exotik oder Folklore. Und für das deutsche Publikum ist es eine Einladung, zuzuhören, zu lernen und Vorurteile abzubauen.
Veranstaltungsdaten auf einen Blick:
- Ort: Erwin-Schöttle-Platz, Stuttgart-Heslach
- Datum: 10. – 13. Juli 2025
- Eintritt: Frei
- Programm: Musik, Tanz, Vorträge, Workshops, Kinderprogramm, Basar
Das Afrika-Festival Stuttgart 2025 wird damit zum Spiegel einer vielfältigen, modernen und dialogbereiten Gesellschaft – und lädt jeden ein, ein Teil davon zu sein.