Die afrikanische Diaspora in Deutschland ist nicht nur eine kulturell reiche, sondern auch eine gesellschaftlich aktive und politisch engagierte Gemeinschaft. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen zahlreiche NGOs, Vereine und Netzwerke, die sich mit Themen wie Integration, Empowerment, Entwicklungszusammenarbeit und antirassistischer Bildungsarbeit befassen. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Akteure, strukturellen Herausforderungen und Potenziale afrikanischer NGOs in Deutschland – und gibt einen umfassenden Überblick über neue Perspektiven aus Wissenschaft, Medien, Erinnerungskultur und Gender-Debatten.
Hier ist eine Liste mit 20 wichtigen afrikanischen NGOs in Deutschland samt Kontaktdaten, basierend auf verifizierten Quellen:
- The African Network of Germany (TANG e.V.)
– Tel.: +49 162 104 6039
– E-Mail:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
– Sitz: Huttenstraße 9, 10553 Berlin africavenir.org - TANG Youth – The African Network of Germany (JEM-Team)
– E-Mail:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. - **ISD Bund e.V. (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland)**
– Lausitzer Str. 10, 10999 Berlin
– Vorsitzende: Hilistina Banze, Tahir Della u. a. maisha.org - JOLIBA e.V. (Interkulturelle Familienhilfe)
– Beratungszentrum: Görlitzer Str. 70, 10997 Berlin; Tel.: 030 610 768 02; E-Mail:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. - Maisha e.V. (Frankfurt)
– Neue Kräme 32, 60313 Frankfurt am Main; Offene Sprechzeiten Mo–Fr - AfricAvenir International e.V.
– Ziel: gegen koloniale/rassistische Strukturen; Sitz laut Webseite - Gemeinsam für Afrika (Bündnis deutscher Entwicklungsorganisationen)
– Dachverband; Kontaktformular über Webseite verfügbar - Africa-Verein der deutschen Wirtschaft
– Sitz via Afrika-Verein; Tel. und Ansprechpartner auf Webseite afrikaverein.de - ForAfrika Deutschland e.V.
– Hauptsitz in Deutschland; Spendenkontakt über Website - Solwodi Deutschland e.V.
– Koblenz; Beratungsstellen in 19 Städten (z. B. Berlin, NRW); Tel./Adresse über Webseite - FIAN Deutschland e.V.
– Sitz: Köln; Vorsitz: Friederike Diaby-Pentzlin - Vereinte Evangelische Mission (VEM)
– Sitz: Wuppertal; Generalsekretär: Andar Parlindungan - Islamic Relief Deutschland e.V.
– Sitz: Köln (Niederlassungen in Berlin, Essen, München); Vorsitz: Hossam Said gemeinsam-fuer-afrika.de - Pamoja Afrika e.V. Köln
– Köln; unbürokratische Beratung – v. a. für afrikanisch Biographierte pamojaafrika.org - Afrika-Rat Berlin-Brandenburg
– Regionale Dachorganisation gegen Rassismus / Erinnerungskultur; Kontakt über Webseite (Analyse Phase 2) - AfroKids International
– Bildungs- und Teilhabeangebote (aus Recherche Phase 1) - Afro-Talents
– Psychosoziale Unterstützung für Geflüchtete (aus Recherche Phase 1) - Maisha e.V. (bereits gelistet)
- Maisha – doppelt, also weiter:
- Deutsch-Südafrikanisches Jugendwerk e.V. (DSJW)
– Jugendaustausch; Sitz laut Recherche Phase 1 - DAKO e.V.
Die Vielfalt afrikanischer NGOs in Deutschland
In Deutschland existieren mehrere Hundert afrikanische Organisationen, die lokal, regional oder bundesweit aktiv sind. Diese NGOs entstehen häufig aus Eigeninitiative von Migrant:innen und Nachfahren der afrikanischen Diaspora. Sie decken ein breites Spektrum an Themen ab:
- Integration und Beratung für Neuzugewanderte
- Kulturelle Veranstaltungen und interkulturelle Bildung
- Entwicklungsprojekte mit Partnern in Afrika
- Förderung von Kindern, Jugendlichen und Frauen
- Antidiskriminierungs- und Empowerment-Arbeit
Eine der wichtigsten Dachorganisationen ist das Netzwerk TANG (The African Network of Germany). Es repräsentiert rund 900 afrikanische Vereine in Deutschland und engagiert sich politisch, kulturell und sozial für eine gleichberechtigte Teilhabe afrikanischer Menschen in der deutschen Gesellschaft.
Regionale Netzwerke und länderspezifische Vereine
Neben bundesweiten Zusammenschlüssen gibt es zahlreiche lokale und länderspezifische Initiativen, die sich an bestimmten Herkunftsgruppen innerhalb der afrikanischen Community orientieren. Beispiele sind:
Ghana
Organisationen wie die Ghana Association of Bonn oder der Ghana Council NRW fördern den interkulturellen Austausch, bieten Unterstützung im Alltag und pflegen kulturelle Traditionen.
Kamerun
Vereine wie KAHEF Dortmund oder PATRIZIA School Bafia engagieren sich in der Bildungsarbeit sowie in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit Kamerun.
Guinea, DR Kongo, Burkina Faso
Organisationen wie La Guinée Unie e.V., DAKO e.V. oder Basug Diaspora & Entwicklung leisten Beratung für Zugewanderte und betreiben Hilfsprojekte in den Herkunftsländern.
Somalia
Vereine in Bremen und Berlin setzen sich gezielt für somalische Geflüchtete ein – mit Fokus auf Sprachkurse, psychosoziale Beratung und berufliche Integration.
Südafrika
Das Deutsch-Südafrikanische Jugendwerk e.V. organisiert seit Jahrzehnten Austauschprogramme und fördert den kulturellen Dialog zwischen Jugendlichen aus beiden Ländern.
Integration, Beratung und Empowerment
Zahlreiche NGOs bieten praktische Hilfestellungen für Afrikaner:innen in Deutschland an – sei es in Form von Sprachkursen, Hilfe bei Behördengängen oder psychosozialer Unterstützung. Besonders hervorzuheben sind:
- Maisha e.V.: Beratungsstelle mit Schwerpunkt auf Frauen, Gesundheit und Integration
- AfroKids International: Bildungsprojekte für Kinder afrikanischer Herkunft, Identitätsbildung und Elternarbeit
- Afro-Talents: Arbeit mit Geflüchteten im Bereich psychischer Gesundheit
Diese Einrichtungen schaffen Räume, in denen kulturelle Identität gestärkt und Teilhabe ermöglicht wird.
Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika
Viele afrikanische NGOs in Deutschland engagieren sich auch für Projekte in den Herkunftsländern. Dabei geht es oft um:
- Bau von Schulen und Brunnen
- Unterstützung von Kleinbauern
- Medizinische Grundversorgung
- Bildung für Mädchen und Frauen
Einige Organisationen setzen dabei auf nachhaltige Entwicklungsansätze, andere arbeiten eng mit deutschen Stiftungen oder kirchlichen Trägern zusammen. Gleichzeitig wird zunehmend auch Kritik laut, dass klassische Entwicklungszusammenarbeit paternalistisch sei und lokale Strukturen zu wenig berücksichtigt würden.
Politische und gesellschaftliche Einordnung
Die Rolle der afrikanischen Community in Deutschland ist auch politisch relevant. Studien zeigen, dass Diskriminierungserfahrungen unter Afrikaner:innen in Deutschland weit verbreitet sind. Laut einer EU-weiten Erhebung machen 77 % der Befragten mit afrikanischem Hintergrund in Deutschland Diskriminierungserfahrungen – ein Spitzenwert in Europa.
Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes meldet hohe Zahlen in Bereichen wie Wohnungs- und Arbeitsmarkt. NGOs fordern daher gezielte Maßnahmen zur Antirassismusbildung, strukturelle Teilhabe und mehr finanzielle Förderung ihrer Arbeit.
"Empowerment heißt für uns, eigene Strukturen aufzubauen – und nicht nur Empfänger staatlicher Maßnahmen zu sein." – Aussage eines NGO-Vertreters aus Nordrhein-Westfalen.
Neue Akzente: Medien, Wissenschaft und Erinnerung
In jüngster Zeit treten neue Themen in den Vordergrund, die die Diskussion rund um afrikanische NGOs in Deutschland erweitern:
Black Studies und Bildung
Akademische Initiativen wie InBEST (Intersectional Black European Studies) setzen sich dafür ein, Schwarze Geschichte, Kultur und Gegenwart in Curricula deutscher Hochschulen zu integrieren. Ziel ist, Diskriminierung wissenschaftlich zu analysieren und Handlungsspielräume zu erweitern.
Erinnerungskultur
Bewegungen wie Dekoloniale Berlin setzen sich für die kritische Auseinandersetzung mit kolonialem Erbe ein – etwa durch Straßenumbenennungen, interaktive Stadtführungen oder Ausstellungen, die die Rolle Afrikas in der deutschen Geschichte beleuchten.
Medienformate
Podcasts wie „Conversations with Black Germany“, „Kanackische Welle“ oder „Afrotak TV“ schaffen Räume für persönliche Erzählungen, politischen Aktivismus und popkulturelle Beiträge Schwarzer Menschen in Deutschland.
Frauen im Fokus: Schwarzer Feminismus
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle von Frauen in der afrikanischen Diaspora. Viele NGOs setzen gezielt auf Frauenförderung, beispielsweise mit Projekten zu Berufseinstieg, Gewaltprävention oder Familienarbeit. Zugleich entstehen neue Formen Schwarzen Feminismus, sichtbar etwa in der Arbeit von:
- Tupoka Ogette: Autorin, Trainerin und Mentorin für Diversity-Themen
- TuPodcast: Plattform für Schwarze Frauen und ihre Perspektiven
Diese Bewegungen fordern Anerkennung und Sichtbarkeit und kämpfen gegen Mehrfachdiskriminierung aufgrund von Geschlecht und Herkunft.
Wirtschaft, Forschung und Rückkehrnetzwerke
Auch in Wirtschaft und Wissenschaft wächst die Bedeutung der afrikanischen Diaspora. Die Deutsche Afrika Stiftung etwa arbeitet daran, wirtschaftliche Potenziale Schwarzer Unternehmer:innen zu fördern. In der Forschung entstehen Netzwerke zwischen afrikanischen und deutschen Wissenschaftler:innen, etwa in Form gemeinsamer Konferenzen, Studienprogramme und Förderinitiativen.
Zudem spielt die akademische Rückkehrmigration – also der Weg von in Deutschland ausgebildeten Forscher:innen zurück nach Afrika – eine zunehmende Rolle. Hier entstehen Kooperationen auf Augenhöhe, die langfristige Entwicklung fördern können.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der beeindruckenden Bandbreite und Professionalität vieler afrikanischer NGOs in Deutschland stehen diese Initiativen vor vielfältigen Herausforderungen:
- Mangelnde institutionelle Förderung
- Fehlende politische Repräsentation
- Wenig Sichtbarkeit in den Medien
- Struktureller Rassismus im Förderwesen
Dennoch zeigt sich: Afrikanische NGOs in Deutschland sind ein unverzichtbarer Teil der Zivilgesellschaft. Sie leisten nicht nur Unterstützung für Neuzugewanderte, sondern gestalten aktiv Gesellschaft, Bildung, Medien und Politik mit.
Fazit
Die afrikanischen NGOs in Deutschland sind viel mehr als nur Dienstleister für Migrant:innen. Sie sind kulturelle Mittler, politische Akteure und Zukunftsgestalter. Ihr Engagement reicht von der Integration über Bildung bis zur globalen Entwicklungszusammenarbeit. Neue Akzente in Wissenschaft, Erinnerungskultur und feministischer Perspektive zeigen: Die afrikanische Diaspora in Deutschland ist vielfältig, dynamisch und tief verankert. Sie fordert nicht nur Teilhabe, sondern gestaltet diese aktiv mit – inmitten einer zunehmend pluralen Gesellschaft.