Kinderhilfe International e.V.

Die Arbeit von ora Kinderhilfe International e.V. in Afrika: Chancen, Herausforderungen und Perspektiven

In einer Welt, in der soziale Ungleichheit und mangelnde Perspektiven für Kinder nach wie vor zum Alltag gehören, hat sich die Organisation ora Kinderhilfe International e.V. das Ziel gesetzt, gezielte Hilfe zu leisten.

Insbesondere in mehreren afrikanischen Ländern ist das christlich-humanitäre Hilfswerk aktiv und unterstützt Kinder und Familien durch umfassende Programme in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung und nachhaltiger Entwicklung.

Dieser Artikel beleuchtet die vielschichtige Arbeit von ora Kinderhilfe auf dem afrikanischen Kontinent, zeigt Chancen und Herausforderungen auf und stellt dar, warum gerade für in Deutschland lebende Afrikaner mit Migrationshintergrund eine Verbindung zur Arbeit dieser Organisation von besonderem Interesse sein kann.

Ein Überblick: Wer ist ora Kinderhilfe?

Die Organisation wurde 1981 gegründet und ist heute weltweit in mehreren Ländern aktiv. Ihr Leitbild basiert auf christlichen Werten, wobei das Wohl des Kindes stets im Zentrum der Arbeit steht. Mit Hauptsitz in Berlin, engagiert sich ora Kinderhilfe vor allem in Ländern mit strukturellen Defiziten in den Bereichen Bildung, Ernährung und Gesundheitsversorgung.

Aktivitäten in afrikanischen Ländern

ora Kinderhilfe ist derzeit in folgenden afrikanischen Ländern aktiv:

  • Malawi
  • Kenia
  • Südafrika
  • Sierra Leone
  • Liberia
  • Ruanda
  • Burundi

In diesen Ländern werden individuelle Projekte umgesetzt, die auf die lokalen Gegebenheiten angepasst sind und unter Einbezug lokaler Partner entwickelt wurden.

Bildung als Schlüssel zur Entwicklung

Ein zentrales Anliegen der Organisation ist die Verbesserung der Bildungschancen für Kinder. Der Bildungssektor in vielen afrikanischen Ländern steht vor enormen Herausforderungen. In Malawi beispielsweise unterrichten Lehrkräfte in überfüllten Klassen mit teilweise mehr als 100 Schülern, oft unter freiem Himmel, weil es an Gebäuden fehlt.

Hier setzt ora Kinderhilfe an, etwa durch das Projekt „Teaching at the Right Level“, bei dem Kinder individuell nach ihrem tatsächlichen Lernstand unterrichtet werden. Auch Eltern werden durch Alphabetisierungskurse einbezogen. In Ruanda wiederum wird der Fokus auf frühkindliche Bildung gelegt, um bereits in den ersten Lebensjahren die Weichen für die spätere Entwicklung zu stellen.

Ernährung und Gesundheitsversorgung

Viele Kinder in den Projektregionen leiden unter Mangelernährung und unzureichender medizinischer Versorgung. In Südafrika sorgt ora Kinderhilfe für regelmäßige Mahlzeiten und den Zugang zu medizinischer Betreuung. In Sierra Leone werden nach der Ebola-Epidemie gezielte Programme zur Stärkung der Gesundheitsinfrastruktur durchgeführt.

Die Gesundheitsversorgung ist ein besonders sensibler Bereich, da viele Krankheiten – wie Malaria, Durchfallerkrankungen oder Atemwegserkrankungen – mit einfachen Mitteln behandelt oder durch Aufklärung vermieden werden könnten. Durch Präventionsmaßnahmen und den Aufbau lokaler Gesundheitszentren wird hier ein wichtiger Beitrag geleistet.

Innovative Projekte für nachhaltige Entwicklung

Neben klassischen Hilfsprojekten setzt ora Kinderhilfe auch auf innovative Ansätze. In Kenia werden beispielsweise klimaresistente Kartoffelsorten eingeführt, um die Landwirtschaft klimaangepasster und nachhaltiger zu gestalten. Auch in Burundi stehen Projekte zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft im Fokus.

Ein weiteres Beispiel: In Liberia arbeitet die Organisation mit dem Jugendnetzwerk YOCEL zusammen. Durch das Projekt erhalten Jugendliche eine unternehmerische Grundausbildung und Zugang zu Mikrokrediten, um eigene kleine Geschäftsmodelle umzusetzen. Gleichzeitig stärken Initiativen wie die Produktion von Schuluniformen durch lokale Schneider nicht nur die Bildung, sondern auch die lokale Wirtschaft.

Der kindzentrierte Entwicklungsansatz

Ora Kinderhilfe verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem das Kind im Mittelpunkt steht, jedoch sein gesamtes Umfeld einbezogen wird. Das bedeutet: Nicht nur das Kind erhält Unterstützung, sondern auch seine Familie und das soziale Umfeld.

Dazu gehören:

  • Elterntrainings zu Gesundheit und Erziehung
  • Schulungen in Handwerk und Landwirtschaft
  • Förderung von Spar- und Kreditgruppen

Dieser Ansatz erhöht die Wirksamkeit der Maßnahmen, da langfristig stabile Lebensverhältnisse geschaffen werden.

Finanzielle Mittel und Transparenz

Im Jahr 2023 konnte ora Kinderhilfe Gesamteinnahmen von rund 4,69 Millionen Euro verzeichnen. Davon stammten 4,29 Millionen Euro aus Spenden. Die Organisation trägt das DZI-Spendensiegel, welches für geprüfte Transparenz und ordnungsgemäßen Mitteleinsatz steht. Die Verwaltungsausgaben liegen im akzeptierten Rahmen unter 20 Prozent.

FinanzjahrGesamteinnahmenSpendenanteilVerwaltungskosten
2023 4,69 Mio. € 91% ca. 17%

Herausforderungen vor Ort

Obwohl die Arbeit von ora Kinderhilfe messbare Erfolge zeigt, gibt es zahlreiche strukturelle Hürden, die langfristige Verbesserungen erschweren. Dazu zählen:

  • Marode Infrastruktur (z. B. fehlende Schulgebäude)
  • Lehrermangel und geringe Ausbildung
  • Politische Instabilität in einzelnen Ländern
  • Folgen des Klimawandels (Dürren, Überschwemmungen)
  • Wirtschaftliche Unsicherheit in ländlichen Regionen

Ein Beispiel ist der Zyklon Freddy, der in Malawi erhebliche Zerstörung angerichtet hat – inklusive zahlreicher Schulen, Straßen und Versorgungsstrukturen. Die Wiederherstellung solcher Infrastrukturen kostet Zeit, Geld und Koordination.

Stimmen und Perspektiven

„Ich bin sehr zufrieden mit meiner Patenschaft und sehe, wie sich mein Patenkind gut entwickelt. Es motiviert mich, weiter zu helfen.“ – Patin aus Deutschland
„Die Arbeit von ora hilft nicht nur meinem Sohn, sondern unserer ganzen Familie. Wir haben wieder Hoffnung.“ – Mutter aus Sierra Leone

Diese Stimmen spiegeln die menschliche Seite der Projekte wider – jenseits von Zahlen und Strategien.

Einbindung der afrikanischen Diaspora in Deutschland

Für in Deutschland lebende Afrikaner mit Migrationshintergrund kann das Engagement von ora Kinderhilfe in vielfacher Weise relevant sein. Viele pflegen weiterhin enge familiäre, kulturelle oder emotionale Bindungen zu ihren Herkunftsländern. Eine Unterstützung der ora-Projekte kann dabei helfen, diese Verbindung aktiv zu gestalten – sei es durch:

  • Übernahme einer Patenschaft
  • Projektspenden
  • Mitwirkung in Aufklärungskampagnen
  • Netzwerkbildung mit anderen Unterstützern

Auch für Jugendliche mit afrikanischen Wurzeln kann die Beschäftigung mit Projekten in den Herkunftsländern identitätsstiftend wirken und Perspektiven schaffen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

Fazit: Hoffnung durch nachhaltiges Engagement

ora Kinderhilfe International e.V. leistet wichtige Arbeit in mehreren afrikanischen Ländern, indem es Kindern durch Bildung, Gesundheitsversorgung und Ernährung eine Perspektive gibt. Die Projekte sind gut strukturiert, transparent organisiert und in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern umgesetzt.

Trotz zahlreicher Herausforderungen zeigen die Ansätze der Organisation, dass gezielte Hilfe viel bewirken kann – nicht nur im Leben einzelner Kinder, sondern auch in der Entwicklung ganzer Gemeinschaften. Für Afrikanerinnen und Afrikaner in Deutschland bietet sich hier die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, Unterstützung zu leisten und Brücken zwischen Herkunft und Lebensrealität zu schlagen.

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