Abyan (Jemen) – Ein Boot mit rund 150 Migrantinnen und Migranten sank Anfang August 2025 vor der Küste der jemenitischen Provinz Abyan auf dem Golf von Aden. Mindestens 54 Menschen wurden tot geborgen, während Dutzende weiterhin vermisst werden – internationale Organisationen wie die IOM sprechen von bis zu 68 Toten und 74 Vermissten.
Die tödliche Route: Jemens gefährlicher Ostkorridor
Die Überfahrt fand in der Nähe der Meerenge Bab al‑Mandab statt, einem zentralen Knoten der sogenannten Eastern Route zwischen dem Horn von Afrika und Jemen. Diese Route gilt seit Jahren als gefährlichster Migrationsweg der Welt: Bereits 2024 kamen alleine auf dieser Verbindung über 500 Menschen ums Leben. In den Jahren seit 2014 dokumentierte das Missing Migrants Project mehr als 72.000 Todesfälle weltweit auf Migrationsrouten. 2024 war das tödlichste Jahr mit knapp 8.938 Migranten, die auf der Flucht starben .
Was war der Auslöser für das Bootsunglück vor Jemen im August 2025?
Der Unfall erfolgte bei extrem schwierigen Wetterbedingungen: Sturm und raue See führten dazu, dass ein stark überladenes Boot kenterte. Die Bootsausrüstung war schlecht, technische Sicherheit nicht gewährleistet – ein Szenario, das sich immer wieder auf der Eastern Route ereignet, insbesondere nachts.
Nur ein Bruchteil überlebte
An Bord befanden sich schätzungsweise 150–154 Menschen, überwiegend aus Äthiopien. Lediglich 10 bis 12 Personen überlebten – darunter neun Äthiopier:innen und ein Jemenit. Die Sicherheitslage und die engen Rettungskapazitäten vor Ort ließen kaum Chancen für Beteiligte .
Wie viele Menschen waren an Bord und wie viele überlebten?
Laut Angaben jemenitischer Behörden wurden 54 Leichen bisher geborgen, während die IOM mindestens 68 Todesopfer und etwa 74 Vermisste nennt. Die Such- und Rettungsaktionen dauern an, insbesondere im Umfeld von Khanfar und Zinjibar, wo mittlerweile 45 Leichen geborgen wurden .
Schmugglernetzwerke als Verstärker der Krise
Migrant:innen zahlen im Durchschnitt rund 300 US‑Dollar für die Überfahrt – der Großteil lässt sich von Schmugglern organisieren, obwohl nur zwei Prozent ihnen vertrauen. Gewalt (82 %), Tod (68 %) und Raub (58 %) sind laut einer MMC/IOM-Studie die häufigsten Risiken .
Motivation trotz Risiko
- Viele sehen keine Alternative zur Flucht – wirtschaftliche Not und Konflikte treiben sie.
- Freunde und Familie dienen oft der Planung mehr als Schleuser privat vertrauen genießen.
Wie viele Migrant:innen kamen in den vergangenen Jahren auf dieser Route ums Leben?
Die Zahlen sind erschütternd: Seit 2014 meldet das Missing Migrants Project über 72.000 Todesfälle weltweit. Die Eastern Route gilt als eine der gefährlichsten: 2024 allein starben dort über 500 Menschen. Weltweit war 2024 das Jahr mit den meisten Fluchtopfern – 8.938 .
Historischer Vergleich
Jahr | Region | Todesopfer | Bemerkung |
---|---|---|---|
2024 | Golf von Aden | 49 | Boot kenterte bei hoher See |
2024 | Mauretanien | 15 bestätigt, 200 vermisst | Unglück vor Nouakchott |
2025 | Abyan, Jemen | 68 bestätigt, 74 vermisst | Der aktuelle Unfall, kaum Überlebende |
Ein Drama, das kaum mediale Aufmerksamkeit erhält
Obwohl so viele Menschen auf der Eastern Route sterben, bleibt das internationale Medieninteresse gering. Im Gegensatz zum Mittelmeer gibt es kaum Augenzeugenberichte, Interviews oder Bilder. In sozialen Netzwerken sind Aussagen wie „142 von 154 starben“ verbreitet – eine dramatische Interpretation, die die geringe Aufmerksamkeit kritisiert.
Viele Community-Kommentare auf Reddit und Instagram fragen: „Warum ignoriert die Welt diese Katastrophen?“ oder „Wo sind die Reporter?“ Die regionalspezifische Infrastruktur verhindert, dass betroffene Migrant:innen selbst berichten können.
Welche regionale Bedeutung hatte die Unglücksstelle vor Jemens Küste?
Die Provinz Abyan ist ein Dreh- und Angelpunkt für Schmuggel, Migration und Konflikte im Bürgerkriegsland Jemen. Die Bab al‑Mandab Meerenge ist strategisch enorm wertvoll, gleichzeitig aber ein gefährlicher Umwelt- und politischer Hotspot. Rettungseinsätze sind oft schlecht koordiniert, Medien weit entfernt und NGOs kaum direkt beteiligt .
Was kann getan werden, um solche Tragödien zu verhindern?
Organisationen wie IOM und MMC fordern Programm zur Förderung legaler Migrationswege, bessere Informationsverbreitung in Herkunftsländern und verbesserte Schutzmaßnahmen an Transitpunkten. Die internationale Zivilgesellschaft fordert zeitnahe Maßnahmen:
- Einrichtung sicherer Zugänge und legaler Passagen
- Stärkere NGO-Koordination zwischen Herkunfts- und Transitländern
- Verlässliche Informationsnetzwerke vor Ort
Die IOM erklärt: „Diese Tragödie hätte verhindert werden können. Es ist höchste Zeit, legale und sichere Wege für Migration zu schaffen.“
Ein stilles Sterben am Rande der Welt
Die Unglückskatastrophe vor der jemenitischen Küste ist mehr als eine Schlagzeile – für die Angehörigen, Überlebenden und Tausende anderer Migrant:innen ist sie bittere Realität. Solange Fluchtwege unsicher und illegal bleiben, bleibt das Risiko für Menschleben bestehen.
Es braucht nicht nur politische Reaktionen, sondern internationale Solidarität, durchdachte Strukturen und legale Alternativen. Denn ohne sichere Perspektiven werden Menschen weiter riskieren – und Schiffe weiter kentern. Die Tragödie in Abyan darf nicht einfach vergessen werden.