Afrolution Festival 2025: Literarische und kulturelle Vielfalt der afrikanischen Diaspora in Berlin gefeiert

Afrolution Festival 2025: Literarische und kulturelle Vielfalt der afrikanischen Diaspora in Berlin gefeiert

Vom 19. bis 22. Juni 2025 lädt der Berliner Verein Each One Teach One (EOTO) e.V. zum Afrolution Festival 2025 ein. Unter dem Motto „African/-Diasporic Pluriverses II: Transnational [Re]Imaginings of Resistance & Resilience“ bildet das Festival den zweiten Teil einer vierjährigen Reihe (2024–2027), die sich mit der globalen afrikanischen Diaspora, ihrer Geschichte und ihren Zukunftsperspektiven auseinandersetzt.

Das diesjährige Festival steht im Zeichen des historischen panafrikanischen Kulturereignisses Zaire 74, das 1974 in Kinshasa stattfand. Dieses legendäre Musikfestival, das mit dem berühmten Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman verbunden war, dient als Referenzpunkt für die Auseinandersetzung mit transnationalen Solidaritätsbewegungen, pro-demokratischen Jugendinitiativen und der Rolle unabhängiger Institutionen in Afrika und der Diaspora.

Ein zentrales Anliegen des Afrolution Festivals ist die interdisziplinäre Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Aktivismus – der sogenannte Triple AAA-Ansatz. In diesem Rahmen werden Literatur, bildende und darstellende Kunst, politische Diskurse und kritische Wissenschaft miteinander verknüpft, um neue Perspektiven auf die afrikanische Diaspora zu eröffnen.

Die Wahl des Veranstaltungsortes Berlin ist dabei kein Zufall: Als Schauplatz der berüchtigten Kongo-Konferenz von 1884/85 und als ehemalige Kolonialmetropole bietet die Stadt einen historischen Kontext für die Auseinandersetzung mit kolonialer Vergangenheit und (de)kolonialer Erinnerungskultur. Gleichzeitig ist Berlin heute ein Zentrum für internationale Kultur und eine wachsende afro-diasporische Zivilgesellschaft.

Das Afrolution Festival 2025 wird von der kürzlich von den Vereinten Nationen ausgerufenen zweiten Internationalen Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft (2025–2034) begleitet. Diese Dekade bietet die Gelegenheit, konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Erbes von Versklavung und Kolonialismus zu ergreifen, restorative Gerechtigkeit zu fördern und die Menschenrechte und Freiheiten von Menschen afrikanischer Herkunft weltweit zu stärken.

Mit einem vielfältigen Programm aus Lesungen, Performances, Workshops und Diskussionsrunden lädt das Afrolution Festival 2025 dazu ein, transnationale Netzwerke zu stärken, historische Erfahrungen zu reflektieren und gemeinsame Zukunftsvisionen zu entwickeln.

Sprachräume erweitern und Stimmen hörbar machen

Ein zentrales Ziel des Festivals ist es, die sprachliche und kulturelle Diversität innerhalb der afrikanischen Diaspora sichtbar zu machen. Denn viele Narrative afrikanischer Herkunft werden bis heute marginalisiert oder ausschließlich in hegemonialen Sprachen rezipiert. Das Afrolution Festival setzt diesem Trend bewusst etwas entgegen: Lesungen, Podiumsgespräche und Performances finden nicht nur auf Deutsch und Englisch statt, sondern auch in afrikanischen Sprachen wie Yoruba, Kiswahili oder Ewe. Damit wird ein Raum geschaffen, in dem Mehrsprachigkeit als Stärke zelebriert und gepflegt wird. Diese sprachliche Öffnung stärkt nicht nur das Selbstverständnis innerhalb der Diaspora, sondern ermöglicht es auch, neue Zuhörerschaften und Interessierte einzubinden. Wie eine Sprecherin von EOTO e.V. betont: „Wir geben Stimmen Raum, die sonst überhört werden.“ Diese Haltung zieht sich durch das gesamte Programm: Ob durch Poetry-Slams, Musik oder wissenschaftliche Beiträge – alle Inhalte sollen so zugänglich und inklusiv wie möglich gestaltet sein. Dabei geht es nicht nur um Repräsentation, sondern um Teilhabe und die aktive Mitgestaltung gesellschaftlicher Diskurse durch afrodiasporische Perspektiven.

Jugendliche im Fokus: Empowerment durch Bildung und Kultur

Ein besonders wichtiger Bestandteil des Festivals ist die aktive Einbindung von Jugendlichen afrikanischer Herkunft. In Workshops und Mentoring-Formaten sollen sie dazu ermutigt werden, ihre Stimmen zu erheben und eigene Projekte zu entwickeln. Hier treffen sie auf Kulturschaffende, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, die nicht nur als Vorbilder fungieren, sondern konkrete Unterstützung bieten. Ziel ist es, Räume des Empowerments zu schaffen, in denen Selbstbewusstsein und kreative Fähigkeiten gestärkt werden. Dabei wird ein besonderer Fokus auf Bildung gelegt – sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich. Workshops zu Themen wie Critical Whiteness, Black History, digitale Medienkompetenz oder kollektive Erinnerungskultur ermöglichen Jugendlichen, ihre eigenen Lebensrealitäten zu reflektieren und gesellschaftliche Strukturen kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig fördert das Festival den generationsübergreifenden Austausch: Junge Menschen lernen von den Erfahrungen älterer Generationen der Diaspora und bringen gleichzeitig ihre eigenen Perspektiven ein. Dieses dialogische Konzept ist zentral für die nachhaltige Wirkung des Festivals – denn Empowerment beginnt dort, wo junge Menschen sich gesehen, gehört und ernst genommen fühlen.

Solidarität über Grenzen hinweg – globale Netzwerke der Diaspora

Ein weiteres zentrales Element des Afrolution Festivals 2025 ist die internationale Vernetzung afrikanischer Communities. Zahlreiche Gäste aus anderen europäischen Ländern, den USA, der Karibik und dem afrikanischen Kontinent werden erwartet. Das Ziel: den Dialog zu stärken und globale Allianzen zu bilden. Denn viele Herausforderungen – von strukturellem Rassismus über neokoloniale Machtverhältnisse bis hin zu Migrationserfahrungen – betreffen Menschen afrikanischer Herkunft weltweit. Das Festival versteht sich daher als Plattform für einen transnationalen Austausch von Erfahrungen, Ideen und Strategien. Dabei stehen nicht nur akademische Diskurse im Mittelpunkt, sondern auch Alltagsperspektiven, künstlerische Ausdrucksformen und Community-Projekte. Besonders spannend sind die sogenannten „Diaspora-Labs“, in denen Teilnehmende gemeinsam Visionen für eine gerechtere Zukunft erarbeiten – oft interaktiv, interdisziplinär und generationenübergreifend. Solche Formate sind mehr als theoretische Gespräche: Sie münden in konkrete Kooperationen, etwa im Bereich nachhaltiger Stadtentwicklung, digitaler Bildungsangebote oder kulturpolitischer Forderungen. „Unsere Kämpfe sind verbunden – und unsere Visionen auch“, so ein Teilnehmer aus Kapstadt. Das Afrolution Festival zeigt eindrucksvoll, wie aus vielen Stimmen eine globale Bewegung entstehen kann, die für Würde, Teilhabe und Gerechtigkeit eintritt.

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