Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat im Rahmen des 5. Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsgipfels in Nairobi die strategische Neuausrichtung der deutschen Afrika-Politik betont. Ziel ist es, die Abhängigkeit von China zu verringern und nachhaltige Partnerschaften mit afrikanischen Staaten aufzubauen.
Afrika verfügt über bedeutende Vorkommen an Lithium, Kobalt und anderen für die Energiewende essenziellen Rohstoffen. Deutschland strebt an, diese Ressourcen nicht nur zu importieren, sondern auch die lokale Verarbeitung zu fördern, um die Wertschöpfung vor Ort zu steigern. Habeck betonte: „Wir wollen nicht zum Preis der Zerstörung eurer Wälder oder Flüsse oder eures Grundwassers Handelsbeziehungen haben, sondern wir wollen, dass ihr auch profitiert.“
Im Gegensatz zu Chinas Vorgehen, das oft auf schnelle Infrastrukturprojekte ohne Rücksicht auf Umwelt- und Sozialstandards setzt, positioniert sich Deutschland als Partner, der auf Transparenz, soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit achtet. Habeck erklärte: „Alte Handelspolitik […] hieß immer: Standards runter, Zölle runter, aber auch alle anderen Regularien und Standards runter […] So kommen wir nicht weiter.“
Trotz dieser Bemühungen steht Deutschland vor Herausforderungen. Chinesische Unternehmen sind bereits tief in afrikanischen Märkten etabliert und bieten oft günstigere Produkte an. Zudem sind deutsche Firmen mit dem Ruf konfrontiert, zu teuer und risikoscheu zu sein. Carsten Ehlers von Germany Trade and Invest (GTAI) betonte die Notwendigkeit, sich vom reinen Liefergeschäft zu lösen und Lösungen anzubieten, die auf die Bedürfnisse afrikanischer Kunden zugeschnitten sind.
Ein weiterer Aspekt der deutschen Strategie ist die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus Afrika. Ein entsprechendes Migrationsabkommen mit Kenia wurde bereits unterzeichnet, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken.
Trotz der ambitionierten Pläne bleibt abzuwarten, ob Deutschland in der Lage sein wird, sich als verlässlicher und gleichberechtigter Partner in Afrika zu etablieren und den Einfluss Chinas nachhaltig zu reduzieren.
Deutschlands Rolle in der afrikanischen Energiezukunft
Ein zentrales Anliegen der deutschen Afrika-Strategie ist die Förderung erneuerbarer Energien auf dem Kontinent. Kenia, als Vorreiter in Ostafrika, investiert massiv in Geothermie, Solarenergie und Windkraft. Deutschland sieht hierin nicht nur eine Chance, den eigenen Bedarf an grüner Energie zu decken, sondern auch afrikanische Länder bei der nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Habecks Besuch des Geothermiekraftwerks in Olkaria unterstreicht dieses Engagement. Durch den Technologietransfer und die Ausbildung lokaler Fachkräfte soll eine langfristige Partnerschaft entstehen, die beiden Seiten Vorteile bringt.
Chinas Einfluss und Deutschlands Antwort
Chinas Präsenz in Afrika ist allgegenwärtig. Von Infrastrukturprojekten bis hin zu Handelsabkommen hat das Land seine Position auf dem Kontinent gefestigt. Deutschland hingegen setzt auf qualitativ hochwertige Produkte und faire Handelsbeziehungen. Doch der Wettbewerb ist hart. Afrikanische Länder schätzen Chinas schnelle Umsetzung von Projekten, auch wenn diese oft mit hohen Schulden verbunden sind. Deutschland muss daher innovative Ansätze finden, um konkurrenzfähig zu bleiben, ohne dabei die eigenen Standards zu kompromittieren.
Die Zukunft der deutsch-afrikanischen Beziehungen
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Ausrichtung der deutsch-afrikanischen Beziehungen. Es gilt, Vertrauen aufzubauen und gemeinsame Ziele zu definieren. Bildung, Technologie und nachhaltige Entwicklung stehen im Fokus. Deutschland hat die Chance, sich als verlässlicher Partner zu positionieren, der nicht nur wirtschaftliche Interessen verfolgt, sondern auch die Entwicklung Afrikas ernst nimmt. Der Erfolg dieser Strategie wird davon abhängen, wie gut es gelingt, Worte in Taten umzusetzen und echte Partnerschaften auf Augenhöhe zu etablieren.